Juniorarchitekt/In – ein guter Start macht es leichter
Hat man als Hochschulabsolvent die Entscheidung gefällt, zukünftig als Architektin bzw. als Architekt tätig sein zu wollen, stehen zunächst einige Dinge auf der To-do-Liste, um dies in die Tat umsetzen. U. a. die richtige Bürowahl: Bevor man die Willenserklärung ...
... zur Junior-Mitgliedschaft an die AKNW sendet, ist ein geeignetes Architekturbüro zu finden, das die jungen Planer bei der Vertiefung der eignen Kenntnisse nach Kräften unterstützt. Auch wenn die Junior-Architektenschaft stark beworben wird, sollte bei der Bürosuche neben dem persönlichen Eindruck und dem Tätigkeitsschwerpunkt berücksichtigt werden, ob dort die Tätigkeit auch in allen Leistungsphasen der HOAI ausgeübt werden kann.
Sinnvoll ist es, gerade die Arbeitsfelder zu vertiefen, die nicht im Lehrplan abgerufen werden konnten. Dazu zählen in der Praxis auch die Instrumente der Bauleitung mit Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung.
Fehlt im Architekturbüro allerdings schlichtweg die Zeit, um die junge Kollegenschaft anzuleiten oder ist der Einsatz nur in einzelnen Leistungsphasen geplant, so gibt es zum Ende der zweijährigen Juniorarchitektenzeit sicher eine große Ernüchterung auf der Arbeitnehmerseite.
Ist jedoch ein guter Einstieg in die Bürostruktur geschafft, stellt man schnell fest, dass sich die Arbeit kaum von der der erfahrenen Kolleg*innen unterscheidet. Den Juniorarchitekten als vollwertigen Bauleiter einzusetzen, wäre allerdings eine zu große Bürde und kann leicht zur Überforderung führen. Gleichwohl ist die Junior-Architektenschaft in der Lage, als gut ausgebildete Absolventin bzw. gut ausgebildeter Absolvent komplexe Aufgabenstellungen zu lösen und zu einer deutlichen Reduzierung des Arbeitspensums für die Selbstständigen beitragen. Wer diesen Wert für sein Architekturbüro erkennt, sollte daher die Leistung auch angemessen honorieren. Im fairen Umgang zwischen Architekturbüro und Junior-Architektenschaft kann und sollte sich eine Partnerschaft entwickeln, die auf längerfristige Beschäftigung und Bindung abzielt. Dieses Prinzip hat sich bei der Personalgewinnung in der Wirtschaft bereits etabliert: „Bilde deine Fachkräfte selber aus, biete faire Arbeitsbedingungen, dann kannst Du von der erbrachten Aufwendung für die umfassende Ausbildung direkt profitieren“. Dadurch kann der Anreiz für die Vertragspartner erhöht werden, eine vielschichtige, vielseitige Ausbildung anzustreben.
Die inhaltliche Vielfalt unserer schönen, erfüllenden Tätigkeit sollte in der Ausbildungszeit entdeckt und an persönlichen Fähigkeiten ausgerichtet werden. Wir brauchen weder billige Arbeitskräfte noch Bauzeichner-Ersatz, sondern qualifizierte Baukonstrukteure, Entwerfer, ausschreibende Kollegen und Bauleiter. Hier wird sich zwar für jeden der jungen Kolleg*innen mit der Zeit das Passende finden lassen, doch das alles läuft nicht immer von selbst und auch nicht immer zur persönlichen oder allgemeinen Zufriedenheit. Daher wird die AKNW - im Sinne der im BauKG NRW verankerten Junior-Architektenschaft –übergeordnet einen Leitfaden entwickeln, der Arbeitshilfen und Vorgaben für eine qualitätsvolle Ausbildung definiert. Die Schritte der AKNW - mit dem Ziel der Unterstützung des Berufsnachwuchses, der Stärkung von Netzwerken und Wissenstransfer - gehen in die richtige Richtung: neben vergünstigten Fortbildungen und Kammerzugehörigkeit mit der anfänglichen Bezeichnung „Junior-Architekt“, „Junior-Stadtplanerin“ usw. setzt die Kammer auch auf Mitsprache der jungen Kolleg*innen im Vorstand und der Vertreterversammlung. Die Verantwortung dürfte sich aber auch gern auf Fragen zu Gehalt, Urlaubsanspruch oder Überstundenausgleich erstrecken.
Die Ausbildungszeit bis zum Architekten bzw. zur Architektin wird ein Erfolgsmodell werden, wenn sich alle Beteiligten an die Spielregeln halten. Die Architektenkammer hat dabei die Aufgabe, ein strukturiertes und klar definiertes Gerüst vorzugeben. Damit nicht jeder macht, was für Ihn subjektiv am besten ist, kommt der AKNW eine besondere Sorgfaltspflicht zu. Ziel ist ein gleichberechtigtes Kooperieren und Profitieren. Vielleicht ist der Anfang der Umsetzung nicht leicht, aber gemeinsam wird sie gelingen.
P.B.