Erfolgreiche VAA-Mitgliederversammlung in Lippstadt
Mitgliederversammlungen der VAA finden immer in einer interessanten Location in NRW statt - ob im Rheinland, Ruhrgebiet, Sieger-, Münster- oder Sauerland. Diesmal ging es Ende März nach Lippstadt -
- die wasserreichste Stadt, das "heimliche Venedig" Estfalens. Doch leider bot sich wegen einer ehrgeizigen Tagesordnung keine Gelegenheit die attraktive Stadt auch zu besichtigen. Die Versammlung stand im Zeichen von Umstrukturierung und Neuwahlen sowie eines spannenden Vortrags zur Klimawende.
Die VAA - seit über 50 Jahren dank des Engagements vieler Mitglieder in der Berufspolitik gut vernetzt und positioniert - will durch kontinuierliche, personelle Neuaufstellung und neue inhaltliche Ausrichtung moderner und zukunftsfähiger werden. Dabei geht es, wie der VAA-Vorsitzende Klaus Brüggenolte erläuterte, u.a. um Stabilität und Fortbestand, mediale Werbung, Weiterbildung und aktive Verbandsarbeit. Alles Punkte, die von Anwesenden gern unterstützt wurden. In diesem Zusammenhang wurde vorgeschlagen, zur Vorbereitung der nächsten Vertreterversammlung für die Mitglieder eine Klausurtagung am Dortmunder Phoenix-See mit anschließender Besichtigung des Stahlwerks Phoenix-West durchzuführen, ein Vorschlag, der ebenfalls gerne angenommen wurde. Der Termin ist der 16.09.23. Weiterhingab es ausführliche Berichte über die Arbeit des AKNW- Präsidiums und -Vorstands sowie zahlreiche Berichte von Kolleginnen und Kollegen aus der Gremien- und Ausschussarbeit, denen intensive Diskussionen folgten. Ein spannender Vortrag von Jan Wollesen, Channel Manager bei der Firma Viessmann, zum Thema „Herausforderung Wärmewende“ folgte und wird in der nächsten DAB-Ausgabe ausführlich behandelt.
Vor den anstehenden Wahlen wurden am Nachmittag der VAA-Vorsitzende Klaus Brüggenolte und der seit über 50 Jahren in der VAA aktive, und in vielen Funktionen tätige Jürgen Meinhard in einer ausführlichen Laudatio durch Manfred Krick für die jeweiligen Aktivitäten und Verdienste in ihrer VAA-Laufbahn gewürdigt und verabschiedet.
Eine große Ära endet, denn beide wollen sich nicht mehr zur Wahl stellen. Manfred Krick wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt mit den Stellvertretern Peter Berenskötter und Sascha Tschorn sowie Schatzmeister Peter Janßen und den Beisitzern Gabriele Brand, Dirk Schlüter und Iris Korbmacher.
Die VAA wird mit Klaus Brüggenolte und Jürgen Meinhard auch zukünftig eng zusammenarbeiten. Denn Tradition, Wissen und Moderne sind gute Partner.
GB
weiterlesen
QNG: Aktueller Stand und Fortbildung
Neuregelung der Förderung: Über die Notwendigkeit, für den Klimaschutz eine Bauwende herbeizuführen, ist hinreichend und umfassend diskutiert
worden. Es ist eine absolute Notwendigkeit, der wir uns stellen müssen, und die wir erreichen müssen. Der Bund hat jetzt als Gesetzgeber für die praktische Umsetzung mit der Einführung des QNG-Standards „Qualitätssiegel nachhaltiges Gebäude“ eine praktikable und umsetzbare Definition geschaffen. Wesentlicher Kern ist, dass hierbei die Treibhausgasemissionen nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Erstellung und bei einem späteren Abriss oder einer Umnutzung erfasst und bilanziert werden müssen. Damit übernimmt der Gesetzgeber eine schon lange erhobene Forderung der Architektenschaft.
QNG demnächst verbindlich
Auch wenn diese gesetzgeberische Vorgabe vorerst nur für Fördermaßnahmen gilt, ist absehbar, dass spätestens mit Umsetzung der Neufassung der EPBD („Energy performance of buildings“) in nationales Recht auch eine Umsetzung in das Ordnungsrecht kommt. Damit werden diese auf den Produktions- und Lebenszyklus erweiterten Anforderungen verbindlich für alle Baumaßnahmen eingeführt werden. Die Verabschiedung der Neufassung der EPBD wird noch im ersten Halbjahr 2023 erwartet; die Bundesregierung hat bereits im Koalitionsvertrag eine rasche Umsetzung in nationales Recht vereinbart.
Verantwortung der Architektinnnen und Architekten
Wir als Architektinnen und Architekten aller vier Fachrichtungen haben ideale Voraussetzungen, unser für die praktische Anwendung notwendiges Know-how einzubringen. Gleichwohl besteht aber auch ein Bedarf zur weiteren Qualifizierung. Von daher bedarf es einer maximalen Anstrengung der Architektinnen und Architekten aller vier Fachrichtungen. Der Gesetzgeber hat die Bereitschaft und das fachliche Potenzial der Architektenschaft für die Umsetzung dieser Aufgabe erkannt und ist bereit, sich eng mit den Architektenkammern und den Ingenieurkammern über die notwendigen Qualifizierungsschritte abzustimmen. Trotz des vorhandenen Erfahrungs- und Kenntnisstandes vieler Kolleginnen und Kollegen besteht ein großer Bedarf, diese Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.
Hierbei sind mehrere gestufte, aufeinander aufbauende Qualifizierungslevel angedacht; derzeit ist die Rede von drei, teilweise auch vier Levels. Eine Arbeitsgruppe der Bundesarchitektenkammer hat mit Unterstützung aus den Ländern für die qualifizierende Fortbildung ein Curriculum entwickelt.
Auch unsere Akademie der AKNW war an dieser Entwicklung beteiligt und ist bemüht, sobald wie möglich konkrete Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten.
QNG-Qualifizierung
Der Umfang der bisher angedachten Qualifizierungsbedarfe liegt je nach Level beginnend bei etwa 40 Stunden bis zu einer Größe von über 100 Stunden zuzüglich einer abschließenden Testierung. Angesichts dieser Größenordnungen ist ersichtlich, dass die Fortbildungsmaßnahmen auch für angestellte und beamtete Architektinnen und Architekten eine nicht unerhebliche zeitliche Herausforderung darstellen. Im Sinne des Klimaschutzes wäre es zweifelsohne zudem wünschenswert, wenn im Beruf tätige Kolleginnen und Kollegen ohne Kammerzugehörigkeit ebenfalls diese Fortbildung absolvieren würden. Die Arbeitgeber sind hier gefordert, den angestellten Architektinnen und Architekten diese Fortbildung zu ermöglichen.
Position VAA
Die VAA als die Interessenvertretung der angestellten und beamteten Architektinnen und Architekten wird sich dafür einsetzen, dass auch für im Angestellten- oder Beamtenverhältnis tätige Kolleginnen und Kollegen der vier Fachrichtungen ausreichende und vor allem auch bezahlbare Fortbildungsmöglichkeiten eingerichtet werden. Zeitlich könnte dies vermutlich noch vor dem Sommerferien 2023 beginnen. Angesichts der überragenden klimaschützenden Relevanz erscheint hier auch eine staatliche Förderung über die ohnehin gegebene Geltendmachung von Fortbildungskosten im Rahmen der individuellen Steuererklärungen sinnvoll.
Bis zur Implementierung der erweiterten Fortbildungsmöglichkeiten durch die Akademie empfehlen wir als Unterstützung für das Selbststudium die sehr gute Publikation der Bayerischen Architektenkammer „Nachhaltig gestalten – Leitfaden für Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Fachingenieure, Bauherren und Interessierte“; diese steht auf der Internetseite der Bayerischen Architektenkammer zum Download zur Verfügung.
MK
weiterlesen
VAA Vorstand neu gewählt
In der letzten Mitgliederversammlung im März 2023 in Lippstadt standen unter anderem auch die Neuwahlen des Vorstandes auf der Tagesordnung.
Der bisherige Vorsitzende, Klaus Brüggenolte, der die Funktion seit 10 Jahren inne hatte, sowie der Beisitzer Jürgen Meinhard stellten sich nicht wieder zur Wahl. Die Mitglieder dankten ihnen für die langjährige und konstruktive Arbeit im Gremium und gratulierten dem neu gewählten Vorstand, der sich nun wie folgt zusammensetzt:
1. Vorsitzender | Manfred Krick |
Stellv. Vorsitzende | Peter Berenskötter |
| Sascha Tschorn |
Beisitzer Innen | Gabriele Brand |
| Iris Korbmacher |
| Dirk Schlüter |
Schatzmeister | Peter Janßen |
Geschäftsführer | Franz Ahler |
geb. Mitglied gem. §5.5 | Klaus Brüggenolte |
Ehrenmitglied | Eric Wollesen |
Nach einem gemeinsamen Mittagessen gab es für die Mitglieder noch einen interessanten Fachvortrag von Jan Wollesen zum Thema Energie mit dem Schwerpunkt Wärmepumpen, der auf reges Interesse stieß.
DS
weiterlesen
Recyceln wie im alten Rom
Das Baukunstarchiv NRW in Dortmund begeistert immer wieder mit neuen, sehenswerten Ausstellungen - sie regen an, stimmen nachdenklich, inspirieren oder verführen zu einer Reise - wie die Ausstellung RomBilder vor einigen Monaten mit Fotografien vom alten Rom. Also, auf nach Rom!
Eine Stadt wie diese, der sich keiner wirklich entziehen kann, lockt magisch im Frühjahr die Besucher, um neben Duft, Licht und Klang den Reichtum der klassischen Sehenswürdigkeiten eines Jahrtausende alten Kosmos zu erleben. Berühmte Vorgänger wie Goethe konnten sich kaum den Versuchungen von Kunst, Kultur und dolce vita entziehen, viele blieben einige Jahre, manche für immer.
Nach wie vor beeindruckend in Rom: die Werke des klassischen Altertums, der gute Zustand z.B. des 2000 Jahre alten Pantheons -dank des speziellen Betongemisches mit Vulkanasche- oder das nur noch zum Teil erhaltene, aber immer noch gewaltige Kolosseum, das wie auch viele andere Werke der Antike im Mittelalter verfiel, dann geplündert und als Steinbruch von nachfolgenden Generationen genutzt wurde. So sind bei den Streifzügen durch das antike Rom an den Fassaden historischer Bauwerke Baumaterialien erkennbar, welche mit dem Zeitraum der Errichtung des Gebäudes nicht in Einklang zu bringen sind. Sie scheinen älter und bereits benutzt, was auf eine Zweitverwendung des Materials schließen lässt. Verschiedene Spuren, wie Zapfenlöcher in Balken, Inschriften auf Steinplatten, untypisches Gestein oder Mauerwerk, die bezogen auf Konstruktion, Gebäudenutzung oder Gestaltung keinen Sinn ergeben, legen an Bauwerken Zeugnis ab für die bereits in der Antike ausgeübte Praxis der Zweitnutzung von Baumaterial. Großzügig mit Marmor, Skulpturen und Fresken ausgestattete, uralte Bauwerke animierten auch beim Bau von Adelspalästen und Kirchen im Mittelalter zur Wiederverwertung - heute noch zu bewundern, auch wenn wertvolle, historische Bauwerke demontiert wurden.
Die Römer nutzten die Methode des Wiederverwertens alter Baumaterialien aus ökonomischen Gründen, nämlich solange die Beschaffung neuer Materialien teurer war als die Arbeitskraft. So blieb von der Praxis des Recycelns auch nicht das Teatro di Pompeo -am östlichen Rand des heutigen Campo dei Fiori gelegen- verschont, ein historischer Ort, an dem sich einst das erste Theater Roms befand und Julius Cäsar ermordet wurde. Die Spuren des mächtigen Baus sind noch heute am Straßenverlauf, in Fundamenten, Mauerresten und Gebäudestrukturen zu erkennen, altes Gemäuer aus römischer Zeit, gern genutzt von Trattorien, Hotels, Läden und Wohnungen - sichtbar nachhaltig in dichter Atmosphäre und identitätsstiftend für Einheimische wie für Touristen.
Und wie machen wir das heutzutage? Können wir nicht auch ähnlich mit alter Bausubstanz umgehen, alte Steine und Materialien mehr wiederverwenden statt sie energieaufwendig zu schreddern und down-recyceln, also mehr ökologisch denken, CO2-Einsparungen berücksichtigen, Naturressourcen schonen? So hat z. B. auch unser 150 Jahre altes Baukunstarchiv in Dortmund nach dem Motto „recycle, re-use, reduce, repair “ vorbildhaft schon viele verschiedene Nutzungen und Zeiten durchlebt. Ja, Rom begeistert, stimmt aber auch nachdenklich. So erlebt jeder seine eigenen, großen Momente in dieser berauschenden Ewigen Stadt.
GB
weiterlesen
Erfolgreiche VAA-Klausur in Lippstadt – Mitgliederversammlung im März
Nicht nur in Architektur, Umwelt, Stadt- und Freiraumplanung stehen innovative, zukunftsweisende Themen auf der Agenda, auch in den Verbänden der AKNW sind alte Denkmuster und Strukturen zu hinterfragen,
Transformationsprozesse mitzudenken, Ziele neu zu formulieren, Veränderungsprozesse anzustoßen und letztlich zu vollziehen. So traf sich der Vorstand der VAA zu einer zweitägigen Klausur- und Vorstandssitzung in Lippstadt, um über zukünftige Strukturen und Inhalte der Verbandsarbeit zu beraten.
Ob es um Fragen wie VAA-eigenes Selbstverständnis, Personalpolitik, Medien, Fort- und Weiterbildung oder Umgang mit Junior-Architekten geht - anstehende, relevante Themen kamen auf den Prüfstand, neue Ideen und Impulse wurden eingehend diskutiert, um somit Stabilität und Fortbestand der VAA nach über 50 jähriger Verbandstätigkeit auch weiterhin zu garantieren.
Eine zeitgemäße Erneuerung der Verbandsarbeit ist für alle Seiten gut und wichtig – für die von der VAA vertretenen, angestellten Architekten und Planerinnen in NRW, für die Kammer und für die Mitglieder selber. So war an diesem Wochenende trotz des schlechten Wetters eine Art Aufbruchstimmung zu verspüren, hier wurden zukunftsweisende Entwicklungen angestoßen und der Zusammenhalt gestärkt.
Die Ergebnisse der Klausurtagung sollen bei der Mitgliederversammlung am 25. März in Lippstadt vorgestellt und weiter diskutiert werden. Im Laufe des Tages wird der diplomierte Wirtschaftsingenieur Jan Wollesen einen Vortrag zum Thema Klimawende, regenerative Energien und Nachhaltigkeit halten. Save the date!!
GB
weiterlesen
Zeitenwende
Das Jahr 2022 war für die VAA - Vereinigung Angestellter Architektinnen und Architekten – wieder ein intensives Jahr verbunden mit vielen Aktivitäten, Diskussionen und berufspolitischem Engagement.
Nach dem Rückzug der Pandemie konnten wieder die bei Mitgliedern und Freunden beliebte VAA-on-tour-Veranstaltung - es ging zur Soester Wiesenkirche – durchgeführt werden, des Weiteren die von intensiven Diskussionen begleitete Mitgliederversammlung in Oberhausen - bereichert durch eine interessante Altstadtbesichtigung. Beim Sommerfest der Kammer auf den Rheinterrassen trafen sich die Verbände in entspannter Atmosphäre zum Gespräch - ein lockerer Austausch, Vergangenes und Aktuelles reflektierend - eine überaus gern besuchte Veranstaltung. Im Herbst kam es bei der VVS in Münster und der Kollegengruppensitzung mit alten und neu gewählten Vertretern zu langen Diskussionen und Einschätzungen zu den Anträgen der Verbände und denen der VAA, um diese dann später als berufspolitische Leitlinien in der VVS einzubringen und zu beschließen. Dabei ging es um Themenfelder wie Rentenanwartschaften, Vergütung in Architekturbüros, die einheitliche Anerkennung von Unterrichtseinheiten, auch baupolitische Themen. Es waren augenscheinlich für alle Anwesenden zwei arbeitsintensive, spannende Tage, geprägt von Verantwortungsbewußtsein und Teamgeist vor allem auch junger, motivierter Kammer-Mitglieder und einer Art Aufbruchstimmung auf der soliden Basis tradierter Kammerarbeit - die Ankündigung einer Zeitenwende.
Die VAA will weiterhin mit dazu beitragen, mit anderen Verbänden die AKNW zu stärken und an einer zukunftsweisenden Gestaltung der Umwelt mitzuarbeiten, die durch Klimawandel, Migration, Pandemie und ökonomische Verwerfungen bedingten, ständigen Veränderungsprozesse in Architektur und Stadtplanung mitzugestalten. Dabei ist immer wieder neu zu hinterfragen, welche Ziele für die Stadt der Zukunft in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr zu verfolgen und umzusetzen sind. Bei der Fülle der anstehenden Aufgaben in einer sich rasch verändernden, globalisierten Welt ist vor allem eine intensive Zusammenarbeit sämtlicher Disziplinen gefragt, eine intensive Form der Kooperation und Interaktion unter sich ständig verändernden Bedingungen und Arbeitsabläufen über Grenzen hinweg. So wird gemeinsam etwas erreicht, was alleine nicht zu schaffen wäre. Durch kollaboratives Arbeiten besteht die Möglichkeit, den Zielen wie z. B. klimagerechtes Planen, suffizientes Bauen, Grünvernetzung und Schwammstadt näher zu kommen - Themenfelder, die uns auch zukünftig begleiten werden. Packen wir es an.
Alle guten Wünsche für 2023!
VAA / GB Titelbild PB
weiterlesen
Juniorarchitekt/In – ein guter Start macht es leichter
Hat man als Hochschulabsolvent die Entscheidung gefällt, zukünftig als Architektin bzw. als Architekt tätig sein zu wollen, stehen zunächst einige Dinge auf der To-do-Liste, um dies in die Tat umsetzen. U. a. die richtige Bürowahl: Bevor man die Willenserklärung ...
... zur Junior-Mitgliedschaft an die AKNW sendet, ist ein geeignetes Architekturbüro zu finden, das die jungen Planer bei der Vertiefung der eignen Kenntnisse nach Kräften unterstützt. Auch wenn die Junior-Architektenschaft stark beworben wird, sollte bei der Bürosuche neben dem persönlichen Eindruck und dem Tätigkeitsschwerpunkt berücksichtigt werden, ob dort die Tätigkeit auch in allen Leistungsphasen der HOAI ausgeübt werden kann.
Sinnvoll ist es, gerade die Arbeitsfelder zu vertiefen, die nicht im Lehrplan abgerufen werden konnten. Dazu zählen in der Praxis auch die Instrumente der Bauleitung mit Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung.
Fehlt im Architekturbüro allerdings schlichtweg die Zeit, um die junge Kollegenschaft anzuleiten oder ist der Einsatz nur in einzelnen Leistungsphasen geplant, so gibt es zum Ende der zweijährigen Juniorarchitektenzeit sicher eine große Ernüchterung auf der Arbeitnehmerseite.
Ist jedoch ein guter Einstieg in die Bürostruktur geschafft, stellt man schnell fest, dass sich die Arbeit kaum von der der erfahrenen Kolleg*innen unterscheidet. Den Juniorarchitekten als vollwertigen Bauleiter einzusetzen, wäre allerdings eine zu große Bürde und kann leicht zur Überforderung führen. Gleichwohl ist die Junior-Architektenschaft in der Lage, als gut ausgebildete Absolventin bzw. gut ausgebildeter Absolvent komplexe Aufgabenstellungen zu lösen und zu einer deutlichen Reduzierung des Arbeitspensums für die Selbstständigen beitragen. Wer diesen Wert für sein Architekturbüro erkennt, sollte daher die Leistung auch angemessen honorieren. Im fairen Umgang zwischen Architekturbüro und Junior-Architektenschaft kann und sollte sich eine Partnerschaft entwickeln, die auf längerfristige Beschäftigung und Bindung abzielt. Dieses Prinzip hat sich bei der Personalgewinnung in der Wirtschaft bereits etabliert: „Bilde deine Fachkräfte selber aus, biete faire Arbeitsbedingungen, dann kannst Du von der erbrachten Aufwendung für die umfassende Ausbildung direkt profitieren“. Dadurch kann der Anreiz für die Vertragspartner erhöht werden, eine vielschichtige, vielseitige Ausbildung anzustreben.
Die inhaltliche Vielfalt unserer schönen, erfüllenden Tätigkeit sollte in der Ausbildungszeit entdeckt und an persönlichen Fähigkeiten ausgerichtet werden. Wir brauchen weder billige Arbeitskräfte noch Bauzeichner-Ersatz, sondern qualifizierte Baukonstrukteure, Entwerfer, ausschreibende Kollegen und Bauleiter. Hier wird sich zwar für jeden der jungen Kolleg*innen mit der Zeit das Passende finden lassen, doch das alles läuft nicht immer von selbst und auch nicht immer zur persönlichen oder allgemeinen Zufriedenheit. Daher wird die AKNW - im Sinne der im BauKG NRW verankerten Junior-Architektenschaft –übergeordnet einen Leitfaden entwickeln, der Arbeitshilfen und Vorgaben für eine qualitätsvolle Ausbildung definiert. Die Schritte der AKNW - mit dem Ziel der Unterstützung des Berufsnachwuchses, der Stärkung von Netzwerken und Wissenstransfer - gehen in die richtige Richtung: neben vergünstigten Fortbildungen und Kammerzugehörigkeit mit der anfänglichen Bezeichnung „Junior-Architekt“, „Junior-Stadtplanerin“ usw. setzt die Kammer auch auf Mitsprache der jungen Kolleg*innen im Vorstand und der Vertreterversammlung. Die Verantwortung dürfte sich aber auch gern auf Fragen zu Gehalt, Urlaubsanspruch oder Überstundenausgleich erstrecken.
Die Ausbildungszeit bis zum Architekten bzw. zur Architektin wird ein Erfolgsmodell werden, wenn sich alle Beteiligten an die Spielregeln halten. Die Architektenkammer hat dabei die Aufgabe, ein strukturiertes und klar definiertes Gerüst vorzugeben. Damit nicht jeder macht, was für Ihn subjektiv am besten ist, kommt der AKNW eine besondere Sorgfaltspflicht zu. Ziel ist ein gleichberechtigtes Kooperieren und Profitieren. Vielleicht ist der Anfang der Umsetzung nicht leicht, aber gemeinsam wird sie gelingen.
P.B.
weiterlesen
VAA-on-tour: Über den Dächern von Soest - die Restaurierung der Wiesenkirche
Da unsere beliebte -Veranstaltung über zwei Jahre coronabedingt nicht durchgeführt werden konnte, war es etwas Besonderes, nun wieder unterwegs zu sein - diesmal ging es nach Soest,
um tief in alte Kirchenbaukunst einzutauchen. Bei bestem Spätsommerwetter trafen sich VAA-Mitglieder, Freunde und Gäste vor dem Portal der 700 Jahre alten, gotischen Hallenkirche St. Maria zur Wiese mit dem Steinmetzmeister Stefan Stubenhofer, der zuerst durch die Kirche führte. Innen empfing uns ein hoher, lichtdurchfluteter Kirchenraum unter graziler Deckenwölbung getragen von filigranem Bündelpfeilerwerk.

Die hohen Fensteröffnungen mit frisch gereinigten Original-Fensterscheiben im Chor ermöglichten ein zauberhaftes Farbspiel biblischer Motive. Auch das mittelalterliche Fenster mit dem Westfälischen Abendmahl und lokalem Bezug zu Schinken, Schweinskopf, Korn und Pumpernickel beeindruckte uns - wie gut, dass die alten Fenstergläser vor den Kriegen der letzten Jahrhunderte jedes Mal gesichert werden konnten, die seltenen Kostbarkeiten blieben so der Nachwelt als kulturelles Erbe erhalten. Die mächtige Doppelturmanlage sei seinerzeit eigentlich nur das Privileg von Dombauten gewesen - so der Steinmetzmeister- aber Soest war etwas Besonderes: immerhin hatte hier der Dombaumeister von Köln seinerzeit persönlich gewirkt und so seinen Einfluss ausüben können.

Dann ging es mit einem Lastenaufzug hinauf auf das Podest des eingerüsteten Nordturms in luftiger Höhe von 75 m: hier ergab sich ein wunderbarer Fernblick bis weit zum östlich gelegenen Erwitte mit seinen Zementwerken und den im Bau befindlichen Windrädern, nach Westen mit Blick Richtung Werl und Unna, nach Süden Richtung Haarstrang, hinter dem sich der Möhnesee befindet sowie nach Norden mit Blick zu den Beckumer Bergen. Unter uns die verwinkelten Häuserstrukturen, Gärten und Plätze von Soest sowie das historische Lokal „Zum Wilden Mann“, wo wir anschließend einkehren wollten.

Der Steinmetzmeister erklärte die Arbeitsweise, die Art der Reinigung und Neuverfugung - bereit liegende Steinblöcke mit handgefertigten Verzierungen sollten nach Entnahme der verwitterten Steine in die dann entstandenen Freiräume neu eingesetzt werden. Am gegenüberliegenden, bereits fertiggestellten Südturm gab es sichtbare Erfolge: die Flächen hoben sich vom witterungsempfindlichen Gestein des noch zu bearbeitenden Turms deutlich ab. Noch heute wird mit ähnlichem Handwerkszeug wie vor Jahrhunderten gearbeitet - Kehlungen und Figuren entstehen immer noch durch künstlerische Handarbeit mit Hammer, Meißel und Schablone, durch keine Maschine ersetzbar. Maßwerke, Fialen und Türmchen – alte und neue Steinmetzarbeiten waren aus nächster Nähe zu betrachten, jedes Stück ein Unikat. Eine seltene Gelegenheit verbunden mit einem großartigen Gefühl - dort oben so nah bei den Türmen, deren Steine einst aus dem Grünsandstein einer Nachbarstadt gewonnen wurden, heute den hellen, weniger empfindlichen Obernkirchener Steinbrüchen entstammen.
Anschließend besichtigte die Gruppe das Innere der über 500 Jahre alten, kolossalen Dachkonstruktion mit den gewaltigen Eichenholzstämmen, bevor es mit dem Lastenaufzug auf sicheren Boden in die Dombauhütte ging. Hier, um die Steinmetzarbeiten in der Herstellungsphase zu besichtigten, wo das Befragen, Diskutieren und Vergleichen mit heutigem Baugeschehen fortgesetzt wurde. Nach dreistündiger, beeindruckender Führung und intensiver Diskussion freuten wir uns - in Erinnerung an das zuvor wahrgenommene Westfälische Abendmahl – im „Wilden Mann“ die Soester Küche zu testen – aber nicht ohne zuvor eine großzügige Spende der VAA für den Erhalt der Wiesenkirche zu hinterlassen.
GB / Fotos VAA
weiterlesen
Mehr als ein Sommerfest
Das Sommerfest der Architektenkammer in der herrlichen Düsseldorfer Rheinterrasse mit Kollegen und Freunden, bei traditionell gutem Wetter, Sonnenuntergang, guten Gesprächen, Musik und Verpflegung war immer etwas Besonderes -
- etwas alle Mitglieder Verbindendes und Verlässliches, auf das man sich schon lang vorher freute. Es war fast schon Teil der Kammer-Genetik und quasi mit der Aufnahme mitgebucht – undenkbar, dass es mal ausfallen könnte. Und doch passierte es.
Umso größer das Echo in gelöster Stimmung nach zwei Jahren geduldiger Zurückgezogenheit - ahnend, dass wir diesen Moment des Wiedersehens festhalten müssen und dankbar dafür, dass dies Fest überhaupt stattfinden konnte. Auch die Kolleginnen und Kollegen der VAA trafen sich wie gewohnt auf der mit Platanen bepflanzten Außenterrasse und genossen lange die stimmungsvolle Atmosphäre hoch über dem Rhein.
Die fast 100 Jahre alte Rheinterrasse ist zusammen mit Tonhalle und Ehrenhof Bestandteil eines bemerkenswerten, expressionistischen Gebäude- und Gartenensembles auf der östlichen Rheinseite. Hier zeigt der Backsteinexpressionismus im Äußeren wie im Inneren der Gebäude beindruckend seine skulpturale Ornamentik. Schon dieser Besuch ist lohnenswert.
Erst spät abends ging man auseinander in der Hoffnung auf ein Wiedersehen am gleichen Ort, zur gleichen Zeit mit den gleichen und weiteren tollen Menschen - nur ein Jahr später. Architekt*innen und Planer*innen brauchen, wie sich zeigte, den Dialog auch in ganz großer Runde - gern beim kleinen Bier wieder an diesem wundervollen Ort. Vor allem um in diesen besonderen Zeiten den Zusammenhalt zu stärken, den Austausch zu fördern und die Zukunft neu zu denken.
G.B.
weiterlesen
Freistellung für Kammerarbeit jetzt erstmals gesetzlich abgesichert
Mit der Verabschiedung der Neufassung des Baukammerngesetzes durch den Landtag Nordrhein-Westfalen am 24. November 2021 ist der Anspruch auf Freistellung für die Ausübung berufspolitischer Tätigkeiten gesetzlich verankert worden. Der Gesetzgeber hat damit eine Anregung der AKNW aufgegriffen, die wiederum auf eine Initiative der VAA zurückgeht.
Die VAA hatte in der Vertreterversammlung 2019 beantragt, dass die AKNW in diesem Sinne tätig werden sollte. Für angestellte und beamtete Architektinnen und Architekten greift damit eine ähnliche Regelung für die berufspolitische Mandatstätigkeit, wie dies schon seit langem für die Ausübung von kommunalpolitischen Mandaten gilt. Konkret bedeutet dies: Arbeitgeber müssen angestellten und beamteten Architektinnen und Architekten eine zeitliche Freistellung ohne Vergütung gewähren. Auf Initiative der VAA ist damit ein weiterer wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung der abhängig Beschäftigten in der berufspolitischen Vertretung erreicht worden.
Der Dank der angestellten Kolleginnen und Kollegen geht auch an Büroinhaberinnen und Büroinhaber, die bereits in der Vergangenheit die berufspolitische Arbeit durch Freistellungen ermöglicht und unterstützt haben. Der entsprechende Passus findet sich in § 6 Organe der Baukammern, Absatz 4: „Die Mitglieder der Organe und Ausschüsse sind für die Zeit der Ausübung ihres Mandats von ihrer Verpflichtung zur Arbeit freizustellen. Zur Ausübung des Mandats gehören Tätigkeiten, die mit dem Mandat in unmittelbarem Zusammenhang stehen.“
MK
weiterlesen