Die 73. Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) tagte am 27. September 2025 wieder in Düsseldorf
Die Jahrestagung der NRW-Architektenschaft stand unter den Leitbegriffen Transparenz, Teilhabe und Verantwortung für die Gemeinschaft. Sie war die letzte reguläre Sitzung vor den Neuwahlen des Architektenparlaments im November 2025.
Zentrale Themen und Positionen
- Verantwortung und Selbstverständnis
AKNW-Präsident Ernst Uhing betonte die gesellschaftliche Verantwortung der Architektenschaft: Architektinnen und Architekten gestalten Räume, fördern Identität und tragen zur Baukultur und Demokratie bei.
- Einfacher und angepasst bauen
- Die AKNW fordert weniger Normen und mehr planerische Freiheit, insbesondere beim Bauen im Bestand.
- Ernst Uhing lobte den Entwurf zur Novelle der Landesbauordnung NRW, der viele AKNW-Vorschläge aufgreift, mahnte aber vor einer „Rückkehr über die Hintertür“ technischer Baubestimmungen.
- Die sogenannte „Oldtimer-Regelung“ wird als wichtiger Schritt zur Aktivierung von Wohnraumpotenzialen gesehen.
- Kritik am Vergabebeschleunigungsgesetz
Die Vertreterversammlung verurteilte die vom Bundesrat unterstützte Verdrängung der losweisen Vergabe zugunsten von Generalunternehmern (GU/GÜ) als mittelstandsfeindlich.
- Architekturausbildung
- Scharfe Kritik an der geplanten Schließung des Architekturstudiengangs an der Uni Wuppertal.
- Forderung: Keine Einsparungen zulasten der Baukultur.
- Unterstützung für Pläne, an der TU Dortmund einen Studiengang Landschaftsarchitektur einzurichten.
- Bau-Turbo der Bundesregierung
Die Ziele (mehr Wohnraum) werden begrüßt, aber der neue § 246e BauGB abgelehnt, da er planungsrechtliche Verfahren aushöhle und falsche Anreize setze.
Leitbild und berufspolitische Beschlüsse
- Einstimmige Annahme eines neuen Leitbilds der NRW-Architektenschaft, das Verantwortung für Umwelt, Klima und Gesellschaft betont.
- Beschlüsse zur Stärkung des Titelschutzes und zur Sicherung von Architekturqualität.
- Forderungen:
- Erhalt der losweisen Vergabe
- Genehmigungspflicht für Abrisse kleinerer Gebäude zur Nutzung „grauer Energie“
- Kritische Auseinandersetzung mit modularem und seriellem Bauen
- Förderung von Open-Source-Lösungen zur Datensicherheit
- Entwicklung eines „Vergabekompasses NRW“ nach dem Vorbild von Bayern und Berlin
- Integration von Beteiligungsverfahren in Wettbewerbe
 
Diversität und Chancengleichheit
Die AKNW setzt sich weiter stark für Gendergerechtigkeit und Diversität ein.
Die positiven Rückmeldungen zu den WIA-Festivals (Women in Architecture) 2025 zeigen den hohen Bedarf an fachlichem Austausch.
Finanzen und Versorgungswerk
Haushalt 2026
- Gesamtvolumen: 12,4 Mio. Euro
- Beitragsanpassung um 3,92 % → Grundbeitrag 318,50 €
- Prüfung und Mittelverwendung erfolgten nach marktorientierten Kriterien.
Versorgungswerk
- Sehr stabile Finanzlage: Überschuss von über 900 Mio. Euro (Rekordwert).
- Rentensteigerung um 3 % ab 2026, dynamisierte Anwartschaften.
- Einrichtung einer eigenen Vertreterversammlung („Versorgungswerk 2.0“)
 mit Delegierten aus den angeschlossenen Kammern (Hessen, Saarland, Bremen, Ingenieurkammer-Bau NRW).
- Ziel: Attraktivität für die junge Generation sichern.
Fazit
Die Vertreterversammlung der AKNW zeigte sich engagiert, kritisch und zukunftsorientiert.
Im Mittelpunkt standen:
- Vereinfachung des Bauens,
- Schutz von Qualität und Baukultur,
- nachhaltige Ausbildung,
- soziale Verantwortung und
- Stärkung der Architektenschaft in NRW.
DS
 
