VAA-on-Tour am Samstag, 25. Mai 2019, 11 Uhr - "before BAUHAUS"

VAA-on-Tour am Samstag, 25. Mai 2019, 11 Uhr - "before BAUHAUS"

VAA On Tour Margarethenhöhe in Essen

Mitten im Herzen von NRW und des Ruhrgebietes, also eigentlich für alle KollegInnen der Architektenkammer Nordrhein-Westfalens gut erreichbar, möchten wir uns diesmal in Essen treffen. Uns gelang es relativ kurzfristig über unser VAA-Mitglied Dr. Gunnar Pantel einen Kontakt zum Architekten und Stadtplaner Dr. Ernst Kurz zu knüpfen. Der gebürtige Wiener kam vor über vier Jahrzehnten der Liebe wegen nach Essen und arbeitete alsbald dort im Amt für Stadtplanung und Bauordnung. Obwohl er dort seine Doktorarbeit über Wien schrieb, freundete er sich immer mehr mit seiner Wahlheimat an, so dass er schließlich sogar 2013 eine Ausstellung "Visionäres Essen" organisierte und anschließend ein Buch darüber veröffentlichte.
 

Wir freuen uns daher, dass er an diesem

            Samstag, 25. Mai 2019, ab 11 Uhr,
            Gustav-Adolf-Haus, Steile Straße 60a, 45149 Essen

einen ein- bis eineinhalbstündigen Vortrag über die Essener Gartenstädte für uns halten wird. Hierzu laden wir außer unseren Mitgliedern der VAA alle interessierten ArchitektInnen und auch die Bewohner des Quartiers herzlich ein. Dr. Kurz hat hierzu einige Aspekte aufgeführt:
"Der durch Zuwanderung enorm gestiegene Wohnraumbedarf in ESSEN aufgrund der explosions-artigen Entwicklung der Kohle- und Stahlindustrie i. d. J. 1900 bis 1915 führte zur Gründung der GARTENSTÄDTE “MARGARETHENHÖHE“ (1906) und „MOLTKEVIERTEL“ (1907).
Durch eine erstmals gezielte Bevorratungspolitik konnte damit das gesamte südliche Essener Stadterweiterungsgebiet der Spekulation entzogen werden."

Vorbild für diese Aktion war die erste durch Ebenezer HOWARD inszenierte Gartenstadt “LETCHWORTH“ (1903) bei London, eine geplante und später realisierte Trabantenstadt für 30.000 Einwohner (EW) mit dem Ziel, ausreichende Flächen für Wohnen, Arbeiten (einschl. Schulen) und Freizeittätigkeiten im Grünen vorzusehen mit einer schnellen getakteten Bahnverbindung zur Kernstadt London.

Am Europäischen Festland bestimmten die Stadtverwaltungen mit den Sponsoren die Lage der Gartenstädte im Anschluss an die bestehende Stadtrandbebauung zu sog. “Schlafsatelliten“ in Größenordnungen zwischen 5.000 EW und 15.000 EW und der Erreichbarkeit und Erschließung mit Straßenbahn- oder Schnellbahn-Systemen.

Die MARGARETHENHÖHE bietet nur wenige Arbeitsplätze in Geschäften für den täglichen Bedarf, in einem Hotelbetrieb, in einer Grundschule und den Christlichen Kirchen. Das MOLTKEVIERTEL bildet als Idealfall dagegen 5.000 EW, 3.000 Arbeitsplätze!

Die aus einem neuen Zeitgeist der Reform- und Avantgarde-Bewegung entstandenen Gartenstädte “MOLTKEVIERTEL“ und “MARGARETHENHÖHE“ prägen vier ablesbare Bauphasen: 1906 bis 1918, 20er-Jahre, 30er-Jahre und nach 1945. Darin findet sich der Jugendstil Wiener Spielart (Arch. Olbrich), der über die Gartenstadt “MATHILDENHÖHE“ in Darmstadt (1907) durch Arch. Edmund Körner und dem Darmstädter Georg METZENDORF nach Essen kam.

Neben der vg. “MATHILDENHÖHE“ sticht die Gartenstadt “HELLERAU“ bei Dresden (1908) durch ihre Werkstätten und das Theatergebäude hervor.

Drei erwähnenswerte weitestgehend unbekannte Gartenstädte aus der Anfangszeit der Bewegung sind “WEKERLE“ in Kispest bei Budapest (1908-1929), “MILANINO“ bei Mailand (1910-1926) und “PODKOWA-LESNA" (=Hufeisen-Waldsiedlung) bei Warschau (1910-1927). Nach Gründung des Werkbundes (1907) und der Werkbund-Ausstellung in Köln (1914) findet die Gartenstadtbewegung ihre architektonischen Höhepunkte in den “WERKBUND-SIEDLUNGEN WEISSENHOF“ in Stuttgart (1927) und “WIEN LAINZ“ (1930). In diesem Zusammenhang dürfen nicht vergessen werden, die berühmte “HUFEISEN-SIEDLUNG“ in Berlin (1927) von Bruno TAUT, die weniger bekannte “VAROSMAR-SIEDLUNG“ IN Budapest (1930) oder die “WEISSE STADT REINICKENDORF“ in Berlin (1931). Damit bilden die MARGARETHENHÖHE und das MOLTKEVIERTEL in Essen mit ihren realisierten, heute nach wie vor gültigen Grundsätzen des Städtebaus und den ersten Bauten der Reformbewegung in der Architektur, die Voraussetzungen für das 1919 von Walter GROPIUS in Weimar gegründete und 1929 nach Dessau verlegte BAUHAUS mit seiner weltweiten Strahlkraft in Architektur und Design."

Dem Vortrag schließt sich eine ca. einstündige Begehung der Gartenstadt Margarethenhöhe an, bei der auch eine Musterwohnung besichtigt wird. Natürlich hat die VAA für diesen geplanten Tag wunderschönes Wetter bestellt, aber wenn man einen Schirm mitnimmt, wird es ganz bestimmt nicht regnen!

Treffpunkt ist  spätestens um 11 Uhr an der obigen Adresse, danach werden wir uns, natürlich nur wer mag, noch ein wenig in der fußläufigen Nähe zusammensetzen, um uns noch austauschen zu können. Damit wir entsprechend planen können, bitten wir um eine formlose eMail-Anmeldung unter info@vaa-nrw.de und paralleler Überweisung eines geringen Kostenanteils mit dem Stichwort "Margarethenhöhe" von

            10 €/ Person auf das Konto der VAA

            SK Lippstadt - IBAN: DE74 4165 0001 0014 0224 87 - BIC: WELADED1LIP

Bereits jetzt freuen wir uns über eine rege Beteiligung und wünschen allen Teilnehmern einen interessanten und fachlich informativen Tag in Essen.

27. März 2019                                                                                VAA-Arbeitskreis "Öffentlichkeitsarbeit" - JH, Foto DS